Hallo und guten Tag,
mein Name ist Stephan Schrade.
Im September 1990 besuchte
ich den ersten Workshop „Rock, Pop und Jazz in der Jugendhilfe“ in Klein-Zimmern
bei Darmstadt.
Ich leitete damals eine Kleinsteinrichtung der Jugendhilfe, die Jugendwohngemeinschaft
Dechaneistraße in Münster, und hatte bereits einige Versuche hinter mir,
mit Jugendlichen gemeinsam Musik zu machen.
Daß die Rahmenbedingungen für gemeinsames Musizieren
immer mangelhaft sind, wußte ich schon.
Mit der regelmäßigen Teilnahme an den musikpädagogischen Workshops in
Klein-Zimmern lernte ich aber, daß in den begrenzten Mitteln immer auch
Chancen liegen und Musik in jedem Fall möglich ist und Spaß machen kann.
Diese Grunderfahrung wurde für meine weiteren musikalischen Entwicklungen
– beruflich wie auch in meiner Freizeit – prägend.
In den ersten Jahren der BundesjugendhilfeBigband war
ich froh, überhaupt musikalisch mithalten zu können, denn ich hatte mit
meinem Hauptinstrument, der Posaune, einen zehnjährigen Dornröschenschlaf
hinter mir. Und weil ich auch weiterhin in keiner Band oder sonstwo mitspielte,
packte ich meine Posaune nur regelmäßig zweimal im Jahr zu den Jugendhilfe-Workshops
aus.
Jeder Bläser weiß, daß das eigentlich nicht geht, aber der permanente
Mangel an Posaunisten – in nicht wenigen Auftritten der Bigband bestand
der Posaunensatz aus einem einzigen Herrn – ließ der Bigband kaum eine
Wahl als auf meine grundsätzlichen musikalischen Fähigkeiten zu bauen
und mein instrumentales Können zu fördern. Wahrscheinlich kam mir das
Posaunist-sein auch zugute, als ich die pädagogische Disziplin wechselte
und meiner Jugendhilfeeinrichtung den Rücken kehrte.
Ich leite jetzt das Haus vom Guten Hirten in Münster,
ein Wohnheim für Erwachsene mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen.
Da viele junge Erwachsene im Guten Hirten leben, erhielt ich von Anfang
an die Möglichkeit, mit regelmäßig einem Bulli voll Teilnehmern die weiteren
Workshops zu besuchen. Hier kam besonders die weitere Differenzierung
der Workshops zum Tragen: der Gospel-Chor, der sich als eigene „Struktur“
etablierte, bot auch musikalisch wenig vorgebildeten Menschen die Möglichkeit,
mitzumachen und in kurzer Zeit Erfolgserlebnisse zu verbuchen.
Denn die Konzerte, die zum Abschluß jedes Workshops gegeben wurden, waren
von hoher musikalischer Qualität und fanden in der Regel vor einem großen,
begeisterten Publikum statt. Die Auswirkungen auf das individuelle Selbstbewußtsein
von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ließen sich dementsprechend
leicht ablesen.
Daß der Gute Hirte als Behindertenhilfeeinrichtung ein gern gesehener
Gast bei den Workshops wurde, liegt unter anderem daran, daß sich das
Haus vom Guten Hirten als geeigneter und zuverlässiger Gastgeber von 3
Workshops (1996, 2000, 2001) erwies. Gerne habe ich den organisatorischen
Aufwand übernommen, jeweils ca. 90 Teilnehmer mit Unterkunft und Verpflegung
zu versorgen, geeignete Proberäumlichkeiten zur Verfügung zu stellen,
ein Rahmen-/Freizeitprogramm zu entwickeln und die Rahmenbedingungen für
die Durchführung eines Konzertes zu schaffen.
Ich muß sagen: es ist selbstverständlich geworden, daß
hier Jugend- und Behindertenhilfe zusammenarbeiten.
Für die Zukunft sehe ich hier weiteres Entwicklungspotential für das Musikprojekt.
Mein Engagement für die BundesjugendhilfeBigband und
den -Chor speist sich aus verschiedenen Quellen.
Einige sind bereits beschrieben. Was aber hinzukommt, ist der soziale
Kontext. Wenn ich richtig gezählt habe, habe ich bei 23 Workshops bzw.
davon getrennten öffentlichen Auftritten mitgewirkt. Dabei sind intensive
und weniger intensive persönliche Beziehungen entstanden.
Über die Jahre haben sie mich immer wieder neu angesprochen und ich freue
mich schon auf das nächste Treffen. Dabei ist nicht zu unterschätzen,
daß mittlerweile meine ganze Familie vom Bigband-Chor-Virus angesteckt
wurde.
Patricia, meine Ehefrau und als Sozialpädagogin in der Jugendhilfe tätig,
wirkt seit 1994 als Chorsängerin mit und achtet feinfühlig auf das Stimmungsbarometer.
Aaron, mein 17jähriger Sohn, spielt Schlagzeug und ist inzwischen sowohl
in der Bigband als auch in der Chorbegleitung einsetzbar. Am liebsten
arbeitet er in der „3. Struktur“, der Popband, mit, wo er seine musikalischen
Vorlieben am stärksten einbringen kann.
Man sieht, daß ich vielseitig verwoben bin mit diesem Musikprojekt.
Die BundesjugendhilfeBigband und der –Chor haben sich
inzwischen fest als musikpädagogische Arbeitsformen für die Jugend- und
Behindertenhilfe etabliert. Mit den zahlreichen öffentlichen Auftritten
konnten wir auch Nichtfachleute in Begeisterung versetzen und deutlich
machen, daß in der Heimerziehung oder anderen Einrichtungen der Erziehungshilfen
mit hoher Qualität und mit hohem persönlichem Einsatz gearbeitet wird.
Musik gehört zu den wesentlichen Dingen, die den ganzen Menschen ansprechen.
Die Arbeit mit der Musik wirkt sich somit auf die individuelle Persönlichkeitsentwicklung
aus, andererseits zeigen die Workshops, in welch hohem Maß soziales Lernen
durch die Musik verwirklicht wird.
Liebe Grüsse
Stephan Schrade |
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